Grosses Racketlon im kleinen Burgdorf
22 Mars 2014
Die Voraussetzungen für ein Racketlon-Turnier konnten idealer kaum sein als an diesem verregneten Herbstwochenende (offiziell wäre es ja immer noch Winter gewesen) im trist anmutenden Burgdorf. Das verschlafene Dorf hat sicherlich seine glanzvollen Seiten, an einem nebligen und kalten Samstagmorgen bleiben diese den wenigen Besuchern, die sich hierhin verirren, jedoch vollständig verschlossen. Also nichts wie ab in die Halle und Schläger raus!
Die Tableaux waren prall gefüllt mit drei gut besetzten Herren Kategorien sowie einem eigenen Damentableau, dessen Zustandekommen nie selbstverständlich ist.
Die Lokalmatadoren Dominic König und Janick Hänni spielten ihren Heimvorteil voll aus und leisteten denn auch gleich die ersten grossen Taten. Sie stellten die Tischtennisplatten nach einigen Anfangsschwierigkeiten, ein wenig Lamentieren und gelegentliches Stolpern über die eigenen Füsse erfolgreich auf und auch das Badmintonnetz hatte bis zum Turnierbeginn die von der SRF vorgeschriebene Nasenhöhe erreicht. Ein grosses Dankeschön an diese zwei Sieger der Herzen!
Im A-Tableau überschlugen sich die Ereignisse schon vor Beginn des Turniers. Christian Schäfer kämpfte mit organisatorischen Problemen und bespannte quasi auf der Autobahn noch seine letzten Schläger. Glücklicherweise geriet er in keine dieser gefürchteten Verkehrskontrolle, die Racketlon-Legende Valentin Infanger bevorzugterweise an kühlen Samstagmörgen durchzuführen pflegt. Graham King konnte dann die verpasste Einspielzeit von Schäfer trotzdem nicht zu seinen Gunsten nutzen und musste ihn mit einem Sieg weiterziehen lassen.
Im B-Tableau wurde Arno Graf seiner Favoritenrolle gerecht und bekundete bei seinen ersten zwei Partien keine Probleme. Er wurde erst im Finale vom Lokalhelden Janick Hänni gestoppt. Hänni sagte nach seinem Sieg: „Ich habe solide gespielt heute. Schon beim Aufstellen der Tische habe ich gemerkt, das wird ein guter Tag. Jetzt werde ich meinen Sieg feiern, ich gehe in die Möscht.“
Auch auf dem Transfermarkt war es spannend an diesem Abend. Hodlers Teilnahme im B-Tableau kam durch einen last-minute Transfear-Deal mit Beat Ladner zu Stande (über die Höhe der Transfer-Summe können wir nur mutmassen, aber ein Beobachter berichtete von mindestens einem Bier, das den Besitzer wechselte).
Derweilen spielten sich bizarre Szenen im Turnierbüro ab. Der Organisator M.D. von Z. (Name der Redaktion bekannt) futterte sich durch das gesamte Menü der hervorragenden Küche der Tennishalle Burgdorf. Auf Chicken Nuggets mit Pommes Frites folgten Schlag auf Schlag Curry-Schnitzelbrote und Poulet-Flügeli. Abgerundet wurde das Arrangement mit einer kleinen Portion Spagetti Bolognese, worauf sich der Donut zum Dessert hervorragend in die Kombination dieses aussergewöhnlichen Abends einreihte. Der Donut war überaus blumig im Munde mit einer süsslichen Note und herrlich im Abgang.
In der C-Kategorie spielte hauptsächlich die Familie Schnegg. Zwischendurch liessen sie auch andere Spieler ein paar Bälle schlagen aber sie hatten das Tableau jederzeit unter ihrer Kontrolle. Mit vier Spielern im Feld war es fast ein „Numbers-Game“ und so kam es, dass drei der Schnegg-Männer sich unter den ersten 6 platzieren konnten. Diese Leistung zollt höchsten Respekt, da sie im grössten Tableau des Turniers antraten. Wahrscheinlich hat das irgendwas mit den Genen zu tun. Es wäre natürlich schön, wenn solch sportbegeisterte Familien nicht die Ausnahme, sondern die Regel in der Schweizer Racketlon-Szene wären. Darum seid fruchtbar und mehret euch und erfüllt das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden…usw.
Die finalen Resultate sahen dann zum Schluss wie folgt aus:
Herren A: Christian Schäfer erzielt einen weiteren Sieg und gewinnt das Round-Robin A-Tableau vor Lukas Spring
Herren B: Janick Hänni gewinnt vor Arno Graf und erzielt einen historischen Sieg
Herren C: Markus Heigl gewinnt sein erstes Racketlon-Turnier vor Juniorenstar Tinko Schnegg
Damen: Mit Rebekka Kurmann gewinnt die Schweiz eine frische Racketlonhoffnung. Sie gewinnt den Final gegen Linda Rohrer mit einer starken Leistung im Tennis.
Alle Resultate im Detail hier.
Eine spezielle Honorierung verdient unser ‚Unlucky Loser of the Day‘: Simon Engler. Er erkämpfte sich gegen Daniel Lüdi einen komfortablen Vorsprung und benötigte im Tennis noch 2 läppische Punkte, um das Match für sich zu entscheiden. Just zu diesem Zeitpunkt setzte bei ihm aber das grosse Zittern ein, und er verlor den Satz mit 21:1 Punkten. Diese grossartige mentale Leistung von Lüdi wird mit Sicherheit in die Annalen der Burgdorfer Racketlon-Geschichtsbücher eingehen. Obwohl es keinerlei Schande ist, gegen einen Top-Tennisspieler der Schweiz auf die Mütze zu kriegen, so fühlen wir alle mit Simon mit und teilen sein Leid. Der SRF empfiehlt ihm einen mehrwöchigen Aufenthalt in einem balinesischen Yoga-Retreat, um sich von den Strapazen und Nachwehen dieser Begegnung zu erholen (die derzeitige Finanzlage des Verbandes lassen ein Sponsoring eines solchen Aufenthalts leider nicht zu) gefolgt von gezieltem Mentalaufbautraining und schrittweisem Herantasten an das Thema Sport allgemein und Racketlon im Spezifischen. Wir sind jedoch alle guten Mutes und erwarten unseren alten Krieger Simon am nächsten Turnier zurück, stärker denn je... keep fighting, we love you!
Alles in allem also ein sehr gelungener verregneter Tag und um einiges gescheiter als zu Hause Wäsche waschen oder Filme gucken. Wäsche waschen folgt nun für die meisten am Sonntag, ausser für diejenigen, die eine liebe Frau oder ein liebes Mami zu Hause haben. Die können‘s eventuell so kombinieren, dass die liebe Frau/das Mami die Wäsche wäscht, währenddessen sie einen Film schauen. Wer dies so hinkriegt, möge sich bitte bei nächster Gelegenheit beim Vorstand vom SRF melden. Wir sind sehr an neuem Wissen interessiert und stetig bemüht, uns weiterzubilden und dazuzulernen.